Ding of the Day – Bosch Powerpack 500

„Ding of the Day“ – die Rubrik, in der ich Teile meines Equipments vorstelle, die sich über einen längeren Zeitraum bewährt haben.

Anmerkung: Werbung, weil Marken- u. Produktnamen explizit benannt werden. Ist aber alles selber gekauft.

Hach, Bosch! Du hast es nicht leicht in der SPed-Community. Den Speed-Fanatikern bist du nicht gut genug für „echte 45 km/h“. Die Hardcore-Vielfahrer regen sich über den hohen Verschleiß am Antriebsstrang auf.

Dabei gibt es etwas, das hast du allen anderen Mitbewerbern voraus. Und ich meine nicht das gut aufgestellte Händlernetz. Nein, ich rede von einem Feature, welches du selber gerade dabei bist, ein wenig zu vergessen – und neben dir die meisten Boschbike-Hersteller gleich mit.

Umso wichtiger, an dieser Stelle eine Lanze zu brechen für das meines Erachtens unterschätzteste Bauteil am gesamten Bosch-Aggregat: Das Powerpack!

„the ciiiiiircle of liiiiife“

Wir schreiben das Jahr 2018 – Bosch stellt seinen ersten vollintegrierbaren Energiespeicher für Pedelecs vor: die Powertube. Großer Vorteil: Hierdurch können die Akkus komplett in den (natürlich vergrößerten) Rohren der Ebikes versteckt werden.

Optisch gefälliger als die alten Rahmenakkus? Geschmackssache. Praktischer in der Handhabung? Niemals! Die alten Powerpacks haben nämlich Vorzüge, von denen sich nicht nur die Konkurrenz, sondern auch die hausinternen Alternativen eine Scheibe abschneiden sollten. Ja, ich gehe soweit, zu sagen: Es gibt keinen anderen Ebike-Akku auf dem Markt, der dem Powerpack hinsichtlich Praktikabilität und Handhabung das Wasser reichen kann. Und das hat seine Gründe:

#1: Das Fixierungssystem

Schlüssel drehen, Akku raus, glücklich sein.

Man muss nicht mal großartig viel Übung haben, um das Entnehmen bzw. Anbringen des Akkus in Sekundenschnelle intuitiv durchzuführen. Entnahme: Schlüssel rum, Akku raus, fertig. Einlegen: Kontakte anlegen, dann mit einem satten Schnappgeräusch ins Schloss einrasten lassen. Gerade im Pendeleinsatz ist das von großer Bedeutung: Viele Pendler laden oder verwahren ihre Akkus nicht am Rad, sondern nehmen sie vom Fahrradständer/der Garage mit an den Arbeitsplatz oder ins Haus. Hier ist im alltäglichen Ablauf jede Sekunde Gold wert.

Insbesondere, wenn man das Rad noch ein paar Treppenstufen oder gar Stockwerke bewegen muss, kann man auf die Art und Weise das Systemgewicht in wenigen Sekunden um gut 2,5kg reduzieren.

#2: Handling und Transport

Klar, die Powerpacks sind mit ihren 500wh keine Akkumonster. Dafür punkten sie aber umso mehr in der Handhabung: Das Gewicht ist überschaubar und auch bei der Form haben sich die Bosch-Ingenieure genügend Gedanken gemacht, um einen gut greifbaren Stromklotz ohne scharfe Kanten zu konstruieren.

tragen sich sogar als Pärchen komfortabel.

Durch die kompakte Größe und das geringe Gewicht ist es ohne weiteres möglich, Zweit- oder gar Drittakkus in Gepäckträgertaschen mitzunehmen und nicht zwangsläufig das Risiko einzugehen, dass der restliche Inhalt der Tasche vollkommen zerstört wird. Zack – cruist man auf diese Weise schnell mal mit einem komfortablen 1500wh-Polster durch die Gegend.

#3: Double the Akku – double the fun!

Es gibt noch einen weiteren Vorteil, wenn man statt einem großen Akku mehrere kleine Speicher mit auf Reisen hat: in Pausen ist es möglich, wesentlich mehr Strom in kurzer Zeit nachzuladen. Zugegeben, es ist zu diesem Zweck natürlich nötig, zwei Ladegeräte mitzuführen. Aber dafür kann man in einer einstündigen Pause natürlich mit 2x4A doppelt so viel nachladen als mit einem Ladegerät in einen Monsterakku.

Ganz klar, das Problem von kleinen Akkus ist, dass man relativ oft zu Stops gezwungen wird, um die Powerpacks zu wechseln. Aber auch hier gibt es eine Lösung, wenn auch nur für wenige Bikes ab Werk. Nämlich:

#4: Dual-Battery

Genügend Powerpacks für eine Weltumsegelung in der Hosentasche ist natürlich eine feine Sache – noch besser ist es, wenn davon immer zwei gleichzeitig mit dem System verbunden sind. Das ist bei Bosch seit 2017 möglich und erhöht die unmittelbar anliegende Stromkapazität auf 1000wh.

Leider gibt es allerdings auf dem Markt nur eine sehr überschaubare Anzahl an Modellen, die ein Dual-Akku-System mit zwei Powerpacks betreiben. Im Bereich der Kennzeichenfraktion sind mir hier tatsächlich nur drei Modelle bekannt:

Wer nun allerdings nicht sein geliebtes SPed wegen der Dual-Akku-Funktion gegen eins der drei oben aufgeführten Modelle ersetzen möchte: Viele User berichten, dass bei allen Motoren ab 2017 eine Dual-Akku-Nachrüstung mit ein wenig Bastelarbeit möglich ist. Nachteil hiervon ist natürlich, dass der Diebstahlschutz problematisch ist, sofern man die Akkuhalterung nicht fest am Rad verbaut. Und selbst dann könnte ich mir vorstellen, dass die Versicherung im Fall des Falles ganz genau hinschaut.

#5: der „kann-ich-mir-mal-deinen-Akku-leihen“-Faktor

Zwar kommen Jahr für Jahr weniger (S-)Pedelecs mit dem alten Powerpacks auf den Markt. Jedoch gibt es immer noch eine große Auswahl an Bikes, um den Familienfuhrpark mit passenden Rädern und gleichem Akkuformfaktor auszurüsten. Insbesondere Lastenräder werden nach wie vor vorwiegend mit den Powerpacks auf den Markt gebracht. Praktisch. Nicht nur, wenn man mal für einen längeren Trip noch fix ne halbe kWh mehr braucht.

Ganz klar – das Kind ist schon vor zwei Abschnitten in den Brunnen gefallen: der Artikel liest sich bisher wie eine schlecht geschriebene Werbeanzeige. Um den Beitrag etwas ausgewogener zu gestalten: natürlich gibt es auch Gründe, die gegen die kleinen Energiespeicher sprechen:

Die Nachteile der Powerpacks:

So praktisch ich die Powerpacks im täglichen Pendeleinsatz empfinde, so darf man doch nicht vergessen: es gibt durchaus Pendler, deren Akkus immer fest installiert am SPed verbleiben. Für diese spielen die Hauptstärken der kleinen Bosch-Speicher natürlich keine Rolle.

Und dann ist da natürlich noch der mangelhafte Diebstahlschutz. Auch, wenn der Akku mit Schloss baulich mit dem Rahmen verbunden ist: Mittlerweile gibt es genügend Gauner, die sich drauf spezialisiert haben, die Powerpacks gewaltsam aus den Halterungen geparkter Ebikes rauszuhebeln. Nicht nur ist der Akku dann weg, meistens wird der Rahmen durch diese Gewaltanwendung auch ordentlich in Mitleidenschaft gezogen. Klar – wenn ihr auf eine vernünftige Versicherung geachtet habt, wird die den Schaden auch ersetzen. Ärgerlich ist diese Angelegenheit aber natürlich trotzdem: einen Ausfall, weil das Rad in der Werkstatt steht, habt ihr allemal. Ganz zu schweigen von einer möglichen Selbstbeteiligung.

Bleibt nur noch, gerade im Hinblick auf die Nutzung am S-Pedelec die geringe Kapazität der Powerpacks zu erwähnen. 500wh sind hier für ernsthafte Distanzen natürlich deutlich unterdimensioniert. Auf meiner 25-km-Strecke komme ich bei fiesem Gegenwind oft auf der letzten wh zuhause an. Doppelt schade, dass sich die Dual-Akku-Funktion der meisten aktuellen Bosch-SPeds auf Intube- plus Powerpack beschränken. Und ehrlich gesagt: zwei verschiedene Akku-Formfaktoren an EINEM Fahrrad? Das muss besser gehen. Da würde ich schon eher zu einem Hersteller greifen, der einen Energiespeicher nördlich der 700wh an seinen Rädern verbaut.

Fazit

Fahrer, die keinen Wert auf einen möglichst großen, einzelnen Energiespeicher legen, sollten die Vorteile des Powerpack-Systems von Bosch genau unter die Lupe nehmen. Die kleinen Akkus bringen so manche praktischen Features mit sich, die bei vollintegrierten oder größeren Batterien so einfach nicht möglich sind und die den Alltag im Pendeleinsatz enorm erleichtern können.

außerdem sehen zwei Powerpacks nebeneinander aus wie ein Herz. ❤

Also, liebe Fahrradhersteller: Pfeift auch mal ab und an auf die optische Gefälligkeit der Powertubes und denkt an die Heavy User und die Bedürfnisse von Fahrern, die nicht nur von Eisdiele zu Eisdiele jetten. Gebt den Powerpacks mehr Chancen – Insbesondere im SPed-Segment mit Dual-Akku!

erneute Anmerkung: Zugegeben, liest sich sehr beweihräuchernd. Ist aber tatsächlich nur eine Huldigung aus eigener Erfahrung, keine bezahlte Werbung. Ehrlich: Ich weiß ja noch nicht mal, ob es „der Powerpack“ oder „das Powerpack“ heißt!

Ihr findet die Powerpacks in der Handhabung schrecklich und könnt gar nicht nachvollziehen, was ich hier schreibe? Ich habe ein Rad in meiner Auflistung der Dual-Akku-Powerpacks vergessen? Schreibt es in die Kommentare!

Veröffentlicht von speeder's corner

Betreiber von speederscorner.com - Blog für S-Pedelec-Kultur in Deutschland. Hier schreibe ich über die allgemeine Situation aber auch meine persönlichen Erlebnisse mit dem schnellen Pedelec im ganzjährigen Pendeleinsatz.

11 Kommentare zu „Ding of the Day – Bosch Powerpack 500

  1. Was du zur Intube-Alternative vergessen hast: Es gibt noch den Bosch-Gepäckträgerakku. Gerade beim Doppelakku ist häufig kein Platz mehr am Rahmen oder es kann keine Trinkflasche mehr angebaut werden – die man gerade wegen der größeren Reichweite braucht.
    Den passenden Racktime-Gepäckträger mit Einschubfach gibt es für unter 50€. Dazu das Dualakku-Kabel, der Gepäckträgerakku und die Bosch-Schiene für Gepäckträger. So kann man recht einfach und günstig nachrüsten. Und es sieht sicher am professionellsten aus.

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    1. Da hast Du recht, Phillip. Das ist ne Möglichkeit, einen zweiten Akku recht einfach fest verbaut am S-Pedelec zu installieren. Kapazität verdoppelt und optisch keine große Bastellösung.

      Wenn man keinen großen Wert darauf legt, nur einen Akku-Formfaktor zu nutzen, definitiv die beste Alternative. 👍

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  2. Am r&m Charger fahre ich seit Ende 2016 mit Dual Battery. Es war eine der besten Entscheidungen gleich zwei Akku dabei zu haben. Und mit der Rohloff und Chainglider hält sich der Verschleiß auf geringem Niveau. 12.000 Km mit erster Kette.

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  3. Und ich muss dir diesmal vehement widersprechen! 😉

    Denn es gibt diese Aufsatz-Akkus ja nicht nur von Bosch, sondern z.B. auch von Yamaha. So wie an meinem Haibike S-Pedelec von 2017/18. Dieses System will ich auch nicht hergeben. Bei mir nicht nur aus den von dir genannten Gründen (v.a. die einfache Entnahme), sondern weil ich den Originalakku vor einem Jahr mit einem fetten Akku des Drittherstellers E-Bike Vision ergänzt habe, mit einer Kapazität von 745 Wh!
    Damit komme ich jetzt für die gesamte Pendelfahrt von ca. 43 km und einigen hundert Höhenmetern nicht unter 20% SOC. Ich bin begeistert und habe die teure Anschaffung (800 EUR) nicht bereut.
    Das ginge mit den modernen Intube-Akkus nur schwer, weil der Formfaktor ja kaum geändert werden kann.

    Aber ich denke trotzdem, dass dieser Typ aussterben wird. Auf S-Pedelcs wird ja sowieso keine Rücksicht genommen, das bleibt ein Nischenmarkt. Außer natürlich bei reinen S-Ped Herstellern wie Stromer, die aber beim Thema Akku auch schon „weiter“ sind. Immerhin bieten die dann auch sehr große Kapazitäten an, was bei den „Mainstream“-Modellen nur selten der Fall ist. Schade.

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  4. Gut geschrieben! Es gibt naturlich alternative und fakt ist dass der akkugrosse in 2020 fur speds durchschnittlich minimal 620 wh ist (50 marken/150 modelle oder ausstattungen). Auch ist der preis von akku’s zu hoch. Doch Bosch hat mit denn 500 Powerpack ein Standard.

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  5. Mutig von dir eine Lanze für das verdongelte Boschakkusystem zu brechen. Ich kann dem überhaupt nichts abgewinnen. Bosch verhindert effektiv, dass die Kunden das Produkt nach eigenem Ermessen auf ihre Bedürfnisse hin ändern. Es ist nahezu unmöglich Bosch mit Fremdakkus zu betreiben oder auch nur einen zusätzlichen Akku anzuschliessen. Der einzige Hersteller, der so rigoros seine Kunden einschränkt.
    Mit der Dualakkulösung bin ich auch unzufrieden. Die Akkus werden nicht parallel geschaltet sondern abwechselnd entladen. Mit zwei idealen Dioden könnte man die Akkus problemlos verbinden. Das hätte für die Kunden mehrere Vorteile, aber für Bosch den entscheidenden Nachteil, dass die Akkus dann länger nutzbar wären. Scheinbar sind sie vor allem am Verkauf interessiert.

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  6. Ich fahre zwar noch den alten Bosch-Classic-Rahmenakku, aber die einfache Handhabung hat er mit dem Powerpack gemeinsam. Meine Frau und ich nehmen die Akkus nach der Fahrt immer vom S-Ped runter.
    Eine Aufrüstung auf 500 Wh hat Dank Liofit auch geklappt.
    Ich komme im überwiegenden Kurzstreckenbereich bis 50 km, mit den Bosch-Rahmen-Akkus gut klar.
    Habe bisher nur für 1 Fahrt mal einen Ersatz-Akku mitgenommen.
    Für längere Strecken über 100 km/Tag fahre ich eh mit dem BIO-Rad, da ich im Urlaub Zeit habe…

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